Die Gürteltaschen des Mittelalters
Mittelalterliche Gürteltaschen im Sortiment von Pera Peris
Ob ihr nun als interessierter Mittelalter-Enthusiast gerne einen Mittelaltermarkt besucht, ein begeisterter Wikinger-Reenactor seid oder enthusiastisch Liverollenspiel betreibt, in unserem Onlineshop könnt die die für euch passende, mittelalterliche Gürteltasche kaufen.
Für den Besuch eines Mittelaltermarktes braucht man natürlich eine passende Gürteltasche aus Leder oder eine Umhängetasche aus Stoff für den nötigen Kleinkram. Im Wikinger-Reenactment benötigt man hingegen eher eine stilechte Wikingertasche, wohingegen der Reenactor im Spätmittelalter eine typische Nierentasche kaufen würde, möglichst detailgetreu und authentisch gefertigt.
In unserem Mittelaltershop könnt ihr in den Kategorien Mittelaltertaschen und Beuteltaschen die für euch passenden Gürtelaschen kaufen. Aber was muss man sich denn nun eigentlich unter einer mittelalterlichen Gürteltasche vorstellen? Lest dazu einfach den nachfolgenden Auszug über die Gürteltaschen im Mittelalter.
Wissenswertes über mittelalterliche Gürteltaschen
Für ein paar Habseligkeiten und Münzen leistete im
Mittelalter und der
Wikingerzeit besonders ein
Lederbeutel gute Dienste. Diesen befestigte man einfach mit einem Lederband am Gürtel. Auch flache
Börsen waren in der Wikingerzeit bereits bekannt, welche einfach unter das Gewand geschoben wurden.
Da man im Frühmittelalter noch nicht sehr viel persönlichen Besitz bei sich haben musste, erklärt das möglicherweise, warum Gürteltaschen bis zum Spätmittelalter nur sehr selten im
mittelalterlichen Fundgut anzutreffen sind, obwohl es zweifelsohne solche gegeben hat, wie archäologische Funde beweisen.
Die Gürteltasche im frühen Mittelalter
Die
Germanen geben vor Beginn der Völkerwanderung kaum Anhaltspunkte auf
Gürteltaschen. Im Grab des sogenannten Fürsten von Gommern hat sich jedoch ein Schnallenset aus dem 3. Jh. erhalten, dass möglicherweise einen Hinweis auf eine germanische Gürteltasche gibt.
Auch im Museum von Krefeld-Gellep wird ein Fund einer alemannischen Tasche aus dem
Frühmittelalter des 7. Jh. gezeigt. Zudem gibt es eine frühmittelalterliche Gürteltasche aus dem alemannischen Grab von Dortmund-Asseln, die wohl einst an einem Gürtelgehänge befestigt wurde und die mit einem U-förmig gestalteten
Bronzebeschlag am Taschenrand versehen war.
Im frühen Mittelalter waren im
alemannischen und
fränkischen Raum
pferdekopfartige Beschläge verbreitet, die als Verzierung für Gürteltaschen dienten und häufig mit roten Almandinen versehen waren. Diese merowingerzeitlichen
Taschenbeschläge waren vermutlich mehr ein Ausdruck von Rang und Stand als übliches Allgemeingut. Es kamen jedoch auch Taschenbügel aus Eisen vor.
Von den
Franken der Merowingerzeit sind ebenfalls Gürteltaschen mit Randbeschlägen aus Bronze bekannt, die mit einer kleinen Schnalle verschlossen wurden. Eine von der Form her ganz ähnliche Gürteltasche befand sich im angelsächsischen Bootsgrab von
Sutton Hoo in England.
Die Gürteltasche der Wikinger
Aus der
Wikingerzeit gibt es nur einige wenige Relikte von Gürteltaschen. Insbesondere mehrere Beutel wurden gefunden, wie die Grabungen im Hafen von Haithabu oder Nowgorod beweisen.
Und auch in der Wurtelsiedlung von
Elisenhof wurde eine flache Börse aus Leder gefunden, die wohl einfach hinter die Gewandung gesteckt wurde. Daneben gibt es mehrere Funde von
Taschenbügeln aus Geweih und Holz, an denen ein Sack aus Stoff oder Leder befestigt war, und die sowohl in Birka als auch Haithabu gefunden wurden.
Auch richtige
Gürteltaschen, in der Regel
mit zahlreichen
Beschlägen verziert, sind für die Wikingerzeit aus Ostschweden und der Ukraine belegt. Diese Form der Wikingertasche war jedoch genau genommen
magyarischen Ursprungs und gehörte zur typischen Gewandung der ungarischen Reiter. Diese sog.
Wikingertaschen kamen wohl im Gepäck von Händlern aus dem Osten über die russischen Flüsse nach Skandinavien.
Die hochmittelalterliche Gürteltasche
Noch zu Beginn des hohen Mittelalters waren Gürteltaschen zumindest nach der Fundlage noch nicht allzu verbreitet, obgleich es einige Nachweise von Gürteltaschen aus dem Hochmittelalter gibt. Im Alltag haben sich die kleinen Leute im Mittelalter wohl anfangs hauptsächlich mit Beuteln und Säcken aus Leder und Stoff zufriedengegeben bis am Ende des Hochmittelalters sich schließlich vermehrt Gürteltaschen durchsetzten.
Diese Gürteltaschen waren oft aus Leder, konnten aber auch aus Stoff gefertigt sein, oder aus einer Kombination von beidem. Zu Beginn waren die Taschen eher halbrund oder D-förmig, später wurden dann auch trapezoide Formen beliebt.
In Konstanz wurde eine D-förmige Gürteltasche aus der Zeit von 1320 bis 1340 gefunden, die mit Riemen und Schnalle verschlossen wurde und der heutigen Vorstellung einer mittelalterlichen Gürteltasche sehr nahe kommt.
Eine ganz ähnlich geformte Tasche ist aus Bayreuth bekannt, die auf das Ende des 14. Jh. datiert wird.
In der Maciejowski-Bibel, der sog. Kreuzfahrerbibel kann man gut die trapezoide Form der mittelalterlichen Tasche im 13. Jahrhundert erkennen. Diese Taschen werden auch Pilgertasche genannt, da sie auf mittelalterlichen Bilddarstellungen oftmals in diesem Zusammenhang zu sehen sind.
Die trapezoide Tasche breitete sich ab Mitte des 14. Jahrhunderts von England über Frankreich bis nach Deutschland und in ganz Europa aus und blieb bis zum 15. Jh. in Verwendung, bis sie bis Anfang des 16. Jahrhunderts von der Nierentasche verdrängt wurde.
Im ausgehenden 13. und frühen 14.Jahrhundert gibt es auch vollständig halbrunde Gürteltaschen. Sowohl von einer Abbildung in der manessischen Liederhandschrift wie auch vom Fund der Gürteltasche von Runneburg in Thüringen ist diese Taschenform gut belegt.
Ab dem 14. Jahrhundert kann man auf
Bilddarstellungen auch zwei weitere Taschenarten erkennen - die klassische
Gürteltasche, die man mit zwei Schlaufen auf den Gürtel aufsteckte und wohl hauptsächlich von Männern getragen wurde.
Daneben gab es eine Gürteltasche, die an einem Riemchen oder einem
Bügel aus Metall angebracht war und sowohl von Mann wie Frau des Bürgertums und höheren Standes getragen wurde. Der sogenannte
Almosenbeutel.
Mit dieser speziellen Form von Gürteltasche konnte ein guter Christ im Vorbeigehen
Almosen an die Bedürftigen verteilen. So finden sich
Taschenbügel für Almosenbeutel sehr häufig im Fundmaterial des Mittelalters bis in die Renaissance.
Die Gürteltasche im späten Mittelalter
Eine völlig andersgeartete Gürteltasche war im
Spätmittelalter die sogenannte
Geldkatze, eine Art länglicher Lederbeutel, welcher sich an einer Schlaufe am Gürtel befand und gleichfalls an einem Taschenbügel angebracht sein konnte. Diese Tasche wurde verschlossen, indem einfach ein
Knopf durch einen Schlitz im Deckel gesteckt wurde.
Die
wohl bekannteste Form der Tasche im Spätmittelalter ist wohl die
Nierentasche, die sowohl archäologisch gut belegt ist als auch im Bildmaterial sehr oft gezeigt wird. Charakteristisch für die mittelalterliche Nierentasche ist die Form der Taschenklappe, die für den Namen Pate stand.
Häufig waren die mittelalterlichen Nierentaschen auch mit
nierenförmigen Beschlägen aus
Zinn oder Messing beschlagen, da die
Gürteltasche im späten Mittelalter zu einem Teil der Gewandung geworden war und damit auch Ausdruck von Wohlstand und Würde war.
Auch bereits die
Falkner-Tasche ist aus dem Spätmittelalter belegt. In ihr verbanden sich Elemente des Almosenbeutels mit der Nierentasche. Oft hatte die Falkner-Tasche auch mehrere Bänder und Schlaufen, an denen das erlegte Wildbret angebracht wurde.
Ab der
Renaissance kann man dann auf Holzschnitten oft auch sehr detailreiche Darstellungen von Taschen in D-Form finden, die große Ähnlichkeit mit den typischen Hirtentaschen besitzen, wie sie noch heute Verwendet werden.
Hat euch dieser kleine Überblick geholfen, euch ein wenig in der Thematik "
Gürteltaschen im Mittelalter" zurechtzufinden? Dann wird es euch bestimmt gelingen, die für euer Mittelalter-Reenactment passende Gürteltasche zu kaufen - wir würden uns darüber freuen.