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Die Geschichte der Gabel

Über die Entwicklung der Gabel im Laufe der Geschichte

gabel 1Auf den Tischen der griechischen und römischen Oberschicht waren schon in früher Zeit kleine Gabeln in Gebrauch, die zum Aufspießen von klebrigem Konfekt und Obst dienten.
Zur Zeit der Römer gebrauchte man die Gabel aber vornehmlich noch zum Aufspießen von Fleisch und zum Vorlegen, denn damals aß man überwiegend mit den Händen.

Im Allgemeinen wird heute angenommen, dass die Gabel frühestens seit dem siebten Jahrhundert n. Chr. an den Königshöfen des Nahen Ostens zum Essen benutzt wurde.
Im Frühmittelalter gelangte die Gabel dann durch immer intensivere Handelsbeziehungen mit den Byzantinern auch nach Europa. So gibt es z.B. Funde von zwei- bis dreizinkigen Fleischgabeln aus den Wikinger-Siedlungen Haithabu und Birka. Die Gabel gebrauchte man zu dieser Zeit jedoch noch nicht zum Essen.

Gabel 2Während des Mittelalters war es weiterhin gebräuchlich, hauptsächlich mit den Fingern zu essen. Man benutzte allenfalls einen Holzlöffel und das persönliche Messer als Besteck, Gabeln waren jedoch für die Einnahme der täglichen Mahlzeit jedoch gänzlich unbekannt.

Im hohen Mittelalter schien es dann aber allmählich üblich zu werden einen sogenannten Esspfriem, einen dornähnlichen Eisen-Spieß, zum Essen zu verwenden. Die Gabel blieb jedoch auch weiterhin noch bis weit in das 17. Jahrhundert hinein in den meisten Haushalten von der täglichen Speisetafel verbannt.

Im hohen Mittelalter um 1100 erreichte diese Sitte durch den regen Handelskontakt jener Zeit dann allmählich Italien, und es sollen insbesondere die teuren Kurtisanen Venedigs gewesen sein, die das Speisen mit der Gabel im hohen Adel populär machten.
Dennoch war der Gebrauch der Gabel noch bis weit in das 14. Jahrhundert kaum verbreitet.

Gabel 3So erregte es noch im 11. Jh. große Verwunderung als eine griechische Prinzessin in Venedig den Dogen mit einer goldenen Gabel füttert. Ein solches Essgerät mit zwei Spitzen war damals ein absolutes Tabu, galt dieses doch gemeinhin als Werkzeug des Teufels. Und so sah man sich schließlich auch in seinem Glauben bestätigt, als jene Prinzessin nur kurze Zeit später an einer ominösen Krankheit verstarb.

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Dennoch war die Gabel nicht gänzlich unbekannt, denn das Inventar von Charles V. von Frankreich, der von 1364 bis 1380 regierte, verzeichnete durchaus auch Gabeln aus Silber und Gold, wenngleich diese nur zum Essen von Maulbeeren und anderen Speisen, die die Finger verfärben konnten, gebraucht wurden.

Das Haushaltsinventar des Königs von Frankreich nennt Mitte des 14. Jh. immerhin schon zwölf Gabeln, während zur selben Zeit der Herzog Karl von Savoyen nur eine einzige Gabel besaß.

Aber es ist ebenso schriftlich belegt, dass noch König Matthias Corvinus im 15. Jahrhundert mit den Fingern aß, ebenso wie Anna von Österreich und selbst noch ihr Sohn, der französische König Ludwig XIV. von Frankreich (1643-1715), was ja immerhin schon im Barock war, aß nur mit Fingern und Messer und verbot sogar seiner Familie den Gebrauch der Gabel.

Gabel 4Dennoch - der Siegeszug der Gabel war nicht aufzuhalten.
So berichtete ein Chronist um 1600 von einem Mahl in Frankreich wie folgt: „Während ich einen saftigen Braten verzehrte, bemerkte ich vier Herren, die nicht ein einziges Mal das Fleisch mit den Fingern berührten. Sie führten Gabeln zum Mund und beugten sich tief über ihre Teller. Da ich keine Erfahrung besaß, wage ich nicht, es ihnen nachzutun und aß nur mit meinem Messer."

Und aus dem Jahre1608 berichtete der Engländer Thomas Coryate: » In allen italienischen Städten, durch die ich kam, beobachtete ich einen Brauch solchermaßen ich sonst nirgendwo auf meinen Reisen antraf. Auch glaube ich, dass solcher Brauch in keinem anderen Lande der Christenheit geübt wird.

Die Italiener und auch die meisten Fremden, so in diesem Lande weilen, gebrauchen beim Essen von Fleisch eine kleine Gabel, allwelche ihnen beim Schneiden des Fleisches behilflich ist, dergestalt, dass sie in einer Hand das Messer halten, sich ein Stückchen abschneiden, welches sie dann mit der Gabel in der anderen Hand aufspießen.

Gabel 5Solcherlei Gabeln sind meist aus Eisen oder Stahl, bisweilen auch aus Silber, doch werden sie nur von den Vornehmen benutzt. Der Grund, warum man dieses wunderliche Instrument, die Gabel, einführte, soll darin liegen, dass der Italiener es nicht vertragen kann, wenn jemand seine Speise mit den Fingern berührt, sintemalen nicht alle Finger von allen Leuten gleich sauber sind«.

Die Gabel erreichte in der Spätrenaissance schließlich mit Katharina de Medici im Jahr 1533 auch Frankreich, als sie den zukünftigen König Henry II. heiratete. Doch damals man hielt man am Hofe die Gabel noch für eine fremdländische Affektiertheit.

So galt die Gabel lange Zeit einfach als weibisch und geziert und noch Luther sagte 1518: „Gott behüte mich vor den Gäbelchen.“
Erasmus von Rotterdam fügte wenig später hinzu: „Was gereicht wird, hat man mit drei Fingern oder mit Brotstücken zu nehmen.“

Und in italienischen Tischregeln Anfang des 17. Jahrhunderts heißt es noch: „Unsere Mitglieder mögen von ihrem Tisch Gabeln und Löffel verbannen. Hat uns die Natur nicht fünf Finger an jeder Hand geschenkt? Warum wollen wir sie mit jenen dummen Instrumenten beleidigen, die eher dazu geschaffen sind, Heu aufzuladen als das Essen?

Gabel 6Selbst noch Mitte des 17. Jahrhunderts kritisiert Johann Michael Moscherosch in seiner Satire Wunderliche und wahrhaftige Geschichten Philanders von Sittewald „Diese Torheit, Salat mit der Gabel zu essen, haben die Vorfahren auch von den Welschen gelernt. […] Ich esse wie ein redlicher bayrischer Schwab, wozu sollen mir denn sonst die Finger? Wie kann mir der Salat wohl schmecken, wenn ich ihn nicht mit den Fingern esse?“ Und noch lange war in den Klöstern die Benutzung von Gabeln ausdrücklich untersagt.

So wurden Gabeln viele Jahrhunderte lang ausschließlich als Heu- und Mistgabeln gebraucht, allenfalls einmal als Bratengabel, um das Fleisch aus dem Topf zu fischen und fachgerecht zu zerlegen. Die Gabel als Teil des persönlichen Essbestecks setzte sich in Deutschland erst spät gegen Ende des 17. Jahrhunderts in breiten Schichten durch.

Die heute übliche Gabel mit vier Zinken, die man ja zugleich auch quasi als Löffelersatz gebraucht, kam erst Ende 19. bzw. Anfang 20. Jahrhunderts auf und verbreitete sich ausgehend vom Bürgertum eigentlich erst im 20. Jahrhundert im weiteren Umfang. Obgleich man auch damals noch sagte: "Mit der Gabel ist's ein Ehr, mit dem Löffel kriegt man mehr".....

Verfasst von Peer Carstens, Dippoldiswalde 2012

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