Licht und Lampe im Mittelalter
Über den Gebrauch von Licht und Lampen im Mittelalter
Seit die Menschheit das Feuer entdeckt hatte, war es ihr täglicher Begleiter, Freund und Helfer, es spendete neben Schutz und Wärme auch Licht und Trost in der Finsternis.Das Herdfeuer war seit alters her die wichtigste Lichtquelle im Haushalt, doch spätestens seit der Antike gebrauchten die Menschen auch Tran- und Talglampen, Kerzen aus Wachs oder Rindertalg sowie Kienspäne und Fackeln aus ölgetränktem Stoff.
Die Verwendung von Kerzen im Altertum
Das Wort Kerze kommt aus dem lateinischen Cereus (Wachslicht), denn bereits bei den Römern waren Kerzen in regem Gebrauch und seit der Spätantike auch aus dem liturgischen Bereich nicht mehr wegzudenken.Doch erst ab dem 13. Jh. wurde es auch in wohlhabenden Haushalten üblich, sich dieses verhältnismäßig teuren Leuchtmittels im Alltag zu bedienen, wobei schon hier galt: Das Material bestimmt den Preis - Bienenwachs war mit Abstand am teuersten und wurde daher hauptsächlich im kirchlichen Bereich eingesetzt.
Für profane Zwecke war Unschlitt (ungereinigtes Fett aus Rindernierenfett oder Hammeltalg) am günstigsten zu beziehen, doch durch die groben Verunreinigungen mit Blut- und Geweberesten, brannte es schlecht und unregelmäßig, rußte stark und roch zudem recht ranzig.
Aus ausgelassenem Fett hingegen erhielt man hingegen Talg, dessen Brennverhalten und Lichtausbeute erheblich besser waren und weniger Geruch erzeugte.
Erst Ende des 15. Jahrhunderts wurden auch Kerzen aus Bienenwachs einigermaßen erschwinglich, so dass sich ab dieser Zeit auch wohlhabendere Bürger dieses Leuchtmittel leisten konnten.
Doch ob Talg oder Bienenwachs, die Kerzen mussten im Mittelalter fortwährend geputzt werden, d. h. der abgebrannte Docht musste ständig eingekürzt werden, um das Rußen und Tropfen der Kerze zu verringern. Erst im 19. Jh. erfand man den geflochtenen Docht wie wir ihn heute kennen. Dieser biegt sich beim Brennen nach unten und verbrennt sich dadurch selber, so dass sich das Schneuzen, wie man das Kürzen des Dochtes nannte, erübrigte.
Die Herstellung von Kerzen
Die handwerkliche Fertigung von Kerzen hat sich seit dem Mittelalter eigentlich kaum verändert, denn schon seinerzeit wurde einfach ein Stab mit Dochten langsam in flüssiges Wachs getaucht und wieder herausgezogen und gewartet, bis die so entstandene Wachsschicht am Docht ausgekühlt war. Durch mehrfaches Wiederholen wurde die Wachsschicht um den Docht immer dicker bis die Kerze den gewünschten Durchmesser erreicht hatte. Nicht anders werden auch heute noch getauchte Kerzen gefertigt.Interessanterweise gibt es eine berufliche Verwandtschaft des Kerzenziehers mit dem Konditor, im Mittelalter Lebzelter genannt, denn dieser benötigte den Honig ja zum Süßen seiner Lebkuchen. Zumeist war der Wachszieher daher auch gleichzeitig der Lebzelter und erst später trennten sich die Zünfte.
Schalenlampen
Neben dem offenen Feuer war die einfachste Form der Lichtquelle eine Schale, die mit Wachs, Öl, Tran oder Talg befüllt und mit einem oder mehreren Dochten versehen war. Oder es wurden einfach Holzspäne mit Öl getränkt und in Tonschalen zum Brennen gebracht. Von den Ägyptern ist bereits bekannt, dass sie hierfür Rizinusöl verwendeten, die Römer bevorzugten hingegen Rindertalg.Als Docht konnte man gedrehte Stoffstreifen oder Holzspäne verwenden, die einfach in die Schalen hineingelegt wurden. Die Brennschalen waren dabei häufig aus Ton gefertigt, konnten aber auch aus Speckstein bestehen, was in der norwegischen Wikingerzeit oftmals der Fall war.
Es gab sogar Schalenlampen, die aus Eisen gefertigt waren und an einem langen Spieß in die Erde gesteckt werden konnten, wie ein Fund aus dem Wikinger-Schiffsgrab von Oseberg (Norwegen) deutlich macht.
Da Öl und Fett im Gegensatz zum Petroleum späterer Tage normalerweise nicht höher als 2 bis 3 cm steigen kann, bot es sich an, als Erhöhung für den Docht einfach einen Stein in die Mitte der Schale zu setzen, der ein Stück höher als der Schalenrand war.
Dadurch konnte der Brennstoff im Docht 5 - 6 cm höher aufsteigen, als ohne diese Unterlage und so der Docht in seiner ganzen Länge brennen. Das gab erheblich mehr Licht, als wenn man nur einen oder mehrere Dochte direkt in die Schale legte.
Laternen
Ohne Frage gab es im Mittelalter auch Laternen, doch es sind nur wenige Zeitzeugnisse erhalten geblieben. So findet sich z.B. die Abbildung einer Laterne auf der berühmten Maciejowski-Bibel, auch Kreuzfahrerbibel genannt, die um das Jahr 1240 n. Chr. entstanden sein soll.
Hierbei wurde vermutlich entweder transparente Schweinsblase oder Rohhaut auf einem Holzrahmen befestigt, oder es wurden dünne Hornplatten verwendet, die das Licht ebenfalls hindurch scheinen ließen. Im Inneren diente vermutlich eine kleine Kerze als Lichtquelle.
Die sogenannte Visby-Laterne aus Rohhaut, benannt nach einem Fund aus Gotland, ist zwar leider für das Früh- und Hochmittelalter noch nicht belegt.
Ähnliche Lampen dürfte es aber, wie die Maciejowski-Bibel dokumentiert, auch in früherer Zeit schon gegeben haben; sie waren schlicht notwendig, denn sowohl Kerzen, als auch Feuerschalen und Kienspäne versagen bei windigem Wetter völlig.
Feuerkörbe
Eine Alternative zum Lagerfeuer stellten Feuerkörbe oder -roste dar, auf welche man als Lichtquelle einfach brennende Holzscheite oder Kienspäne legte. Ein solcher Rost ist aus dem Fund von Mästermyr bekannt.Kienspanhalter
Eine der wichtigsten, preiswertesten und in Mittel- und Nordeuropa am weitesten verbreiteten Methoden, um Licht zu machen, war im Mittelalter der Kienspan. Solche Kienspäne waren bereits seit der Altsteinzeit bekannt und sogar bis in das 19. Jahrhundert hinein noch in Gebrauch.Kienspäne sind eigentlich nur 20 bis 30 cm lange, flache oder vierkantige Stücke aus harzreichem Holz, sogenanntem Kienholz, wozu sich gut das Holz von Föhre, Fichte und Faulbaum eignet. Das Kienholz entsteht durch äußere Verletzungen an der Baumrinde, wodurch der Baum an diesen Stellen mehr Harz produziert, um die Wunde zu schließen. Schneidet man diese Stelle im Holz in dünne Späne, so erhält man Kienspäne.
Kienspäne wurden üblicherweise in sogenannten Kienspanhaltern an der Wand des Hauses befestigt und konnten dort ihr schwelendes Licht entfalten. Doch aus mittelalterlichen Darstellungen ist auch bekannt, dass die brennenden Späne als eine Art "Taschenlampe" im Mund gehalten wurden.
So waren bereits seit der keltischen Hallstadtzeit Bergleute in der Dunkelheit der Stollen mit diesen „Kien-Taschenlampen“ unterwegs.
Ein Kienspan brannte recht ruhig ab und die Brenndauer und damit die Lichtstärke konnte reguliert werden, indem man einfach den Neigungswinkel des Spans verändert. Allerdings musste ein Kienspan recht häufig gewechselt werden, denn er ist schon nach wenigen Minuten ausgebrannt. Etwas Öl, Talg oder Tran konnte die Brenndauer jedoch noch um einiges verlängern.
Hier kann man die Replik eines mittelalterlichen Kienspanhalters kaufen...
Und hier gibt es die passenden Kienspäne dazu...
Literaturhinweise:
Schneppendahl, R. 1987 - Von Kienspänen, Fackeln, Öllampen und KerzenMehl, H. 2000 - Vom Kienspan zum Laserstrahl : Zur Geschichte der Beleuchtung von der Antike bis heute. Begleitbuch zur Ausstellung der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Volkskundliche Sammlungen zum Thema 'Wärme und Licht'. Husum
Goethert, K. 1997 - Römische Lampen und Leuchter. Auswahlkatalog des Rheinischen Landesmuseums Trier. Trier
Hoff, V/Lyon-Caen, C. 1986 -Lampes en terre cuite greces, lampes en terre cuite chretiennes Museum Louvre (Ausstellungskatalog), ParisRadtke. C. 2000 - Zur Beleuchtung im Mittelalter. In Mehl 2000, S. 10 - 19
Trilux-Lenze GmbH 1987 - Lichter und Leuchter. Entwicklungsgeschichte und Technik eines alten Kulturgutes. Arnsberg/Neheim-HüstenVerfasst von Peer Carstens, Dippoldiswade 2010.
Bildnachweise
Wikipedia
www.fjoelskylda.de/realia/Licht.html