Wissenswertes über die gotländischen Bergkristall-Kugeln der Wikingerzeit
Über die Visby-Linsen und die Bergkristall-Kugeln der Wikingerzeit
Silber gefasste Anhänger mit Kugeln aus geschliffenen Bergkristall gehören zu den beeindruckendsten Zeugnissen wikingerzeitlicher Schmuckgestaltung.Diese Bergkristall-Anhänger sind bislang nur von der schwedischen Insel Gotland bekannt und stellen daher eine absolute Besonderheit im Schmuck der Wikingerzeit dar, obgleich Bergkristall in Form schlichter Perlen in der Wikingerzeit durchaus verbreitet war.
Silber gefasste Bergkristall-Kugeln
Neben kugelförmigen Bergkristallanhängern und geschliffenen Linsen, fanden sich auf Gotland sogar vollständige Colliers mit Silberfassungen und fein granulierten Silberperlen, die zu den absoluten "Tops" wikingerzeitlichen Schmuckhandwerks zählen.
Manche der Bergkristallanhänger waren auf der Rückseite sogar mit einer Silberplatte beschlagen.
Dieser Silberbeschlag reflektierte das Licht auf gerichtete Weise, so dass jeder einzelne Anhänger ein deutlich erkennbares Bild der vor ihm befindlichen Person erzeugte.
Bergkristall-Collier von Gotland
Aber auch von anderen Fundorten der Wikingerzeit sind Arbeiten aus Bergkristall bekannt, so aus den Grabungen von Birka und Haithabu, wo eine Vielzahl von Perlen aus Bergkristall und sogar vollständige Perlenketten geborgen wurden.
So ist anzunehmen, dass die Verwendung von Bergkristall als Schmuck während der Wikingerzeit recht allgemein üblich gewesen ist.
Mittelalterliche Bergkristall-Anhänger der Merowingerzeit
Kugelförmige Anhänger aus Bergkristall mit schlichten Silberfassungen sind bereits aus dem 6. Jh. aus angelsächsischen Funden bekannt und finden sich während der Merowingerzeit auch häufig im alemannischen und fränkischen Fundgut.Diese mittelalterlichen Bergkristall-Anhänger erreichten jedoch bei weitem nicht die Kunstfertigkeit der wikingerzeitlichen Silber-Fassungen.
Die merowingerzeitlichen Bergkristall-Anhänger waren im Gegensatz zu denen der Wikinger jedoch ein wichtiger Bestandteil der Alltagstracht, und sie finden sich daher an vielen verschiedenen Orten im fränkischen und alemannischen Kulturraum.
Wie man sehen kann, war die Verarbeitung von Bergkristall während des frühen Mittelalters also schon recht weit verbreitet.
Neben einer rein schmückenden Funktion wurde dem Bergkristall auch eine besondere, belebende Wirkungen zugesprochen und alten Überlieferungen zufolge ermöglichte eine Kristallkugel zuweilen sogar den Blick in eine andere Welt oder die Zukunft...
Kugeln und Linsen aus Bergkristall eignen sich bei starkem Sonnenschein sogar als Brennglas, auch wenn dieses im Norden oft eher spärlich war.
Die wikingerzeitlichen Bergkristall-Linsen von Visby
Anders als die kugelrunden Bergkristall-Anhänger, die vornehmlich als Schmuck Verwendung gefunden haben dürften, waren die so genannten "Visby-Linsen" oval geschliffen und wurden mit ziemlicher Sicherheit tatsächlich als Vergrößerungsglas, Lesestein oder Brennglas gebraucht, da man zur Zeit der Wikinger ja noch keine Brillen kannte.Von diesen so genannten Visby-Linsen, auf Schwedisch Visbylinserna, sind mehr als zehn recht große und mehrere kleinere Linsen bekannt. Diese Bergkristalle tauchten plötzlich gegen Ende des 11. Jahrhunderts auf Gotland auf und verschwanden nach kurzer Zeit wieder aus dem Fundmaterial.
Es ist möglich, dass alle diese Bergkristalle Gotland zur selben Zeit erreichten, möglicherweise als Teil einer Kriegsbeute, durch einen Händler oder niedergelassenen Handwerker.
Die Herkunft der Visby-Linsen ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Bergkristall kommt auf Gotland nicht vor, und daher ist anzunehmen, dass die Wikinger Bergkristallrohlinge oder sogar fertig geschliffenen Linsen von ihren Handelszügen mitgebracht haben, da schwedische Wikinger Handelskontakte bis nach Kleinasien und Byzanz hatten.
Bei Ausgrabungen im gotländischen Ort Fröjel wurden neben unbearbeiteten Bergkristall-Stücken und halbfertigen Linsen auch Werkzeug zur Bearbeitung von Bergkristall gefunden, so dass es den Anschein hat, dass die Visby-Linsen wenigstens zum Teil auch hier entstanden sind.
Die Fassungen der Bergkristallanhänger waren jedenfalls definitiv einheimische oder slawische Arbeiten. Die filigrane Granulationstechnik mancher gotländischen Bergkristall-Fassungen und der dazugehörigen Silberperlen legt zumindest eine Fertigung durch slawische Kunsthandwerker nahe, da die hier angewandte Granulationstechnik zu den typischen Praktiken der slawischen Schmuckfertigung im 10. Jh. gehörte.
Die Visby-Linsen waren überwiegend bikonvex geschliffen und Bestandteil eines in der Wikingerzeit vergrabenem Schatzfundes von der Mitte des 11.
Weitere Linsen wurden auch in der wikingerzeitlichen Siedlung Fröjel auf Gotland gefunden, darunter ein fast exakt sphärisch geschliffener Bergkristall, der mit 4,5 cm Durchmesser zu den größten gefundenen Linsen zählt. Fast alle Visby-Linsen waren ansonsten asphärisch geschliffen.
Der überwiegende Teil dieser wikingerzeitlichen Bergkristall-Linsen befinden sich heute im Museum Gotlands Fornsal in Visby.
Die Kristallanhänger der Wikinger wurden höchstwahrscheinlich in einem Drehverfahren gefertigt, z.B. auf einer Art Drechselbank, wobei die Flächen nach dem Drehvorgang scheinbar noch einem weiteren Polierprozess unterworfen wurden.
Obwohl die Linsen von Visby über 1000 Jahre alt sind, verfügen sie selbst nach heutigen Maßstäben über ausgezeichnete Abbildungseigenschaften, die den späteren, halbkugelförmig plankonvexen Lesesteinen des Mittelalters weit überlegen sind und erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wieder erreicht wurden.
Die Visby-Linsen, besonders die größeren, zeigen deutliche Vergrößerungen und sind durchaus als Lupe zu gebrauchen, wobei die Qualität der Abbildung sehr hoch ist. Die Verzeichnung der größten Linsen ist dabei nahe zum Rand hin verschwindend gering.
Die zur Herstellung brechender Oberflächen notwendige Mathematik war zur Wikingerzeit noch lange nicht bekannt und die Fertigung von Linsen konnte nur mit gutem Augenmaß und langer Erfahrung realisiert werden.
Optische Linsen wurden von dem arabischen Gelehrten Ibn Al-Haitham (996–1038) erstmals in seiner Schrift "Schatz der Optik" erwähnt, in dem er über die Lehren des Sehens, Refraktion und Reflexion berichtete, was später in lateinischer Übersetzung den Mönchen des Mittelalters für die Anfertigung plankonvexer Sehhilfen diente.
Es scheint jedenfalls so, dass das Wissen zur Fertigung solch hochwertiger Linsen für ein halbes Jahrtausend vollständig verloren war, bis erst Descartes im 16. Jh. wieder in der Lage war, jene ideal brechende Fläche zu berechnen - allerdings ohne das Werkzeug zu besitzen, eine Linse mit einer solchen (asphärischen) Fläche überhaupt herzustellen...
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