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Leben und Geschichte des awarischen Reitervolkes

Wissenswertes über die Kultur der Awaren.

Seit nunmehr schon 200 Jahren diskutiert die Geschichtswissenschaft über die Herkunft jener Awaren: Vermutlich handelt es sich bei ihnen schlicht um die Verschmelzung zweier Ethnien.
Historische Quellen berichten ab dem frühen 5. Jh. von einem innerasiatischen Volk der Jou-Jan oder Juan-Juan, welches um die Mitte des 6. Jh. von seinen ehemaligen Untertanen, den Türken, vertrieben wurde und auf ihrer Flucht auf den ihnen verwandten Stamm der hunnischen Heftaliten stießen.

Gemeinsam drangen die vereinigten Völkerschaften um 557 bis zum Kaukasus vor und von dort weiter ins Karpatenbecken. In byzantinischen Quellen ist daher von den Uarchonitai die Rede, bestehend aus Uar = Awaren (die den Türken Ungehorsamen) und Chionitai-Heftalita-Hjon = Hunnen.

Wie die Archäologische Forschung nachweist, zeigten die frühen Awaren sowohl chinesische Einflüsse, wie auch spätsassanidische Elemente, die sich in Grabsitten und Trachtbestandteilen wiederspiegelten. Zudem sind viele Grabfunde denen der Türken ähnlich und einige wenige der überlieferten Namen und Titel eindeutig türkischen Ursprungs.

Wie Skelettfunde im Kapartenbecken zeigen, trug die Mehrheit der Awaren jedoch nicht asiatische, sondern europide Züge, was schlussfolgern lässt, dass nur ein sehr kleiner Teil der ursprünglichen zentralasiatischen Nomaden den Weg nach Westen zu Ende gebracht hatten. So hatte sich aus der ursprünglichen, asiatischen awarischen Ethnie über die Jahrhunderte eine gesellschaftliche Tradition, eine Lebensweise herausgebildet, die von den assimilierten Völkerschaften auf dem Weg nach Westen zu der ihren gemacht worden war und die sich nun als Awaren verstanden indem sie deren Lebensweise übernahmen.

Die Herrschaftsordnung der Awaren

An der Spitze der Awaren stand der Khagan, so der Titel des Herrschers. Neben dem Khagan und seiner Familie gab es weitere Würdenträger, wie Feldherren und sog. "Tarkane", quasi Vizekönige. Vornehme Awaren stellten die militärische Gefolgschaft und dienten als Unterführer. Mit Hilfe byzantinischer und langobardischer Handwerkern wurde für die awarischen Khagane ein Palast errichtet, der sich am linken Donauufer zwischen Budapest und Baja befunden haben soll, aber bis heute noch nicht entdeckt worden ist.

Der berühmte Khagan "Bajan" herrschte seinerzeit über die Awaren, als sie mit ihrem gut ausgerüsteten Reiterheer in Europa einfielen. Türkische Quellen berichten von einem Heer mit anfangs 20 000 Kriegern, später der doppelten Zahl, dessen Kern die schwere Reiterei mit voller Panzerung und kompletter Angriffsbewaffnung bildete, gefolgt von der leichten Reiterei, mit nur ein bis zwei Waffenarten und leichtem Körperschutz. Das Fußvolk wurde von den Kriegern der unterworfenen Völker, wie Slawen und Gepiden gestellt.

Die rasche Ausdehnung ihres Herrschaftsgebietes hatten die Awaren ihrer zentralasiatischen Kampfweise zu verdanken, die sie mit schnellen und gepanzerten Bogenschützen zu Pferd und in Steigbügeln ihren Gegnern überlegen machten. Ihre Beweglichkeit und des Fehlen eines definierten Angriffszieles wie bspw. einer Burg oder Stadt machten es den europäischen Gegnern nahezu unmöglich, eine Gegenstrategie zu entwickeln.

So gelangte es dem Khagan Bajan in kurzer Zeit große Teile des Karpartenbeckens zu erobern. Bajan wurde als "Sohn des Himmels" und als "im Himmel geboren" angesehen und sein Name bedeutet etwa so viel wie "der Mächtige" oder "der Reiche". Als Nachfolger bestimmte er einen seiner Söhne, auf den ein Enkel folgte, so dass heute von der bajanischen Dynastie gesprochen wird.

Im Jahre 670 zerfiel deren alleinige Vorherrschaft in drei Teile und das Awarenreich wurde fortan von mehreren Khaganen zugleich regiert, die jeweils über einen bestimmten Teil des Landes herrschten. Diese Zersplitterung der Macht wusste sich Ende des 8. Jh. Karl der Große zu Nutzen zu machen…

Die Frühzeit der Awaren in Europa

Schon der Chronist Theophanes berichtet über die Awaren, jene Reiternomaden aus dem Osten, deren Gesandte erstmals im Winter des Jahres 558/559 n. Chr. in Konstantinopel eintrafen. Wie er berichtete lief die ganze Stadt zusammen, um sie zu betrachten, da man ein solches Volk noch nie gesehen hatte, denn anders als die Byzantiner trugen die Awaren die Haare hinten ganz lang und geflochten, gebunden mit Bändern, wohingegen ihre übrige Tracht den Hunnen ganz ähnlich war…

Diese Awaren kamen aus der Tiefe der asiatischen Steppen auf der Flucht vor den Türken, die einst ihre Untertanen gewesen waren doch nun die eurasische Steppe beherrschten. Als Unterstützung gegen die sog. Barbarenreiche im Norden des Schwarzen Meeres wurden den Awaren von Byzanz jährliche Zahlungen versprochen.

Doch trotz großer militärischer Erfolge der Awaren gegen die byzantinischen Widersacher stellte der neue byzantinische Kaiser Justin II. schon im Jahre 565 die Zahlungen ein. Doch bereits hier zeigten sich die unterschiedlichen Rechtsauffassungen beider Völkerschaften. Byzanz berief sich immer noch auf das römische Recht, die Awaren hingegen auf das mit Waffengewalt durchsetzbare Feudalrecht.

Kurzentschlossen verbündeten sich die Awaren mit den pannonischen Langobarden Pannoniens, die gegen die Gepiden rüsteten, einen benachbarten germanischen Stamm, deren Gebiete nach dem gemeinsamen Sieg und dem Abzug der Langobarden in Besitz genommen wurden. So besetzten die Awaren zwischen 567 und 568 das gesamte Karpatenbecken von Siebenbürgen bis zum Wienerwald, wo sie ideale Bedingungen für ihre halbnomadische Lebensweise und ausgedehntes Weideland für ihre Herden fanden.

Das goldene Zeitalter der Awaren


Nachdem sich Sirmium mit seinem strategisch bedeutenden Save-Übergang 582 nach langer Belagerung ergeben hatte, stand den Awaren nun das ganze byzantinische Reich offen und awarische Heere drangen auf den Balkan vor bis nach Thessaloniki, zur Donaumündung und sogar bis zum Schwarzen Meer.

Bis zum Jahr 626 gab es auf diese Weise immer wieder Kriege mit Byzanz, in denen die Awaren militärisch die Oberhand behielten und Byzanz schließlich zu einer Wiederaufnahme der Tributzahlungen zwangen, die sich von jährlich 80 000 Goldmünzen auf 200 000 steigerten – Die Awaren waren nun zu einem entscheidenden Machtfaktor an der byzantinischen Nordgrenze geworden.

Durch die byzantinischen Tributzahlungen und Lösegeld für Kriegsgefangene gelangten unglaubliche Goldmengen ins Land der Awaren und bescherte diesen eine geradezu "Goldenes Zeitalter". In den Gräbern der awarischen Freien befand sich während dieser Zeit daher fast immer auch Goldschmuck

Bis zum Jahre 626 kommen die gesamten Geldleistungen auf einen Wert von 6,5 Mio. Goldsolidi, die der Khagan insbesondere benötigte, um seine Gefolgsleute zu entlohnen, denn ein awarischer Krieger erhielt rund 8 Solidi als Jahresverpflegung.

Obgleich vor der awarischen Landnahme bereits im ganzen Balkan das byzantinische Münzsystem mit Gold- Silber- und Kupfermünzen bestand wurden die Goldmünzen von den Awaren zumeist nicht als Währung übernommen, sondern üblicherweise zu Schmuckstücken weiterverarbeitet.

Der ursprünglich mit Kupfermünzen abgewickelte Handel der vorawarischen Bevölkerung wandelte sich zum Tauschhandel, nachdem der ursprüngliche Münzumlauf zum Versiegen gekommen war.

Das Ende der awarischen Herrschaft


Als zu Beginn des 7. Jh. immer mehr slawische Stämme begannen Byzanz zu bedrängen, gerieten auch die Awaren unter Zugzwang und griffen die wichtigen Binnenstädte Nisch und Sofia und schließlich 626 sogar Konstantinopel an, was jedoch trotz umfangreicher Planung und persischer, bulgarischer und gepidischer Kräfte misslang.

Die Langobarden waren lange Zeit die einzigen Verbündeten der Awaren, doch nach der Niederlage vor Byzanz beschloss der Khagan zwei Jahre später, die langobardische Stadt Forum Iulii anzugreifen. Damit verloren die Awaren ihre wichtigsten Bündnispartner und wurden zunehmend isoliert.
Der bedeutende Handelswege entlang der Donau durch das mittlere Donautal kam zum erliegen und die wichtigen europäischen Verkehrsströme verlagerten sich bis zur Jahrtausendwende zunehmend nach Süden und Westen.

Im 7. Jh. passten sich die Awaren zudem mehr und mehr der europäischen Lebensweise an und gaben ihr ehemaliges nomadisches Leben weitgehend auf.  Doch die politische Ordnung folgt jedoch weiterhin den altüberlieferten awarischen Strukturen.

Als sich in den Jahren um 670 eine neue Kultur im Karpatenbecken auszubreiten begann, die vermutlich türkischen Ursprungs war, änderten sich wie das archäologische Material zeigt auch die Trachtbestandteile, Bestattungssitten, Bewaffnung und Kunststile. Beide Kulturen verschmolzen scheinbar miteinander, ohne dass dieses in den Schriftquellen Niederschlag gefunden hätte.

Die ursprünglichen Awaren und die neuen Zuwanderer dehnten ihre Siedlungsgebiete nach Norden und Westen aus bis in die Südwestslowakei und nach Niederösterreich. 692 wurde die Enns schließlich die awarische Westgrenze zum fränkischen Reich. Das Khaganat konnte sich trotz inneren Auseinandersetzungen und außenpolitischer Isolierung noch bis zum Ende des 8. Jh. halten. Doch die awarische Führung wurde zunehmend schwächer, bis schließlich Ende des Jahrhunderts Karl der Große einen Feldzug gegen die Awaren unternahm, der sie bis zur Raab zurückdrängte.

Von inneren Kämpfen geschwächt, unterwarf sich ein Teil der westlichen Awaren im Jahe 795 dem Frankenreich. Der endgültige Zusammenbruch kam als 803 der bulgarische Khan eine zweite Front gegen das Awarenreich eröffnete. So geriet das Khaganat 795/796 unter fränkischen Einfluss und die Identität seiner Bewohner verschwand schließlich vollends mit dem Untergang ihrer reiternomadischen Herrschaftsform.
Die Nachkommen der Awaren gingen in der karolingischen Bevölkerung auf und vermischten sich mit Ungarn, Slawen und Bajuwaren.

Awarisches Leben

Die frühen Awaren waren Reiternomaden und so erstaunt es nicht, dass bis zum 6. Jh. keine awarischen Siedlungen bekannt sind, allenfalls kleinere Gräberfelder. Ab dem 7. Jh. sind jedoch awarische Dörfer nachgewiesen, die vermutlich von gemeinen Freien und Unfreie bewohnt wurden. Da die Gebäude keinerlei Hinweise auf soziale Unterschiede geben, die umgebenden Gräberfelder diese jedoch deutlich zeigen, ist es möglich, dass die awarische Oberschicht weiterhin in Jurten lebte, die in byzantinischen Quellen Erwähnung fanden.

Die großen Gräberfelder mit mehreren hundert Bestattungen wie es im reichen Fundkomplex Zamárdi der Fall ist, lassen gar ganze Zeltstädte erahnen, sogenannte Ordu.

Da den frühen Awaren als Reiternomaden landwirtschaftlich Tätigkeiten fern lagen, waren sie anfangs auf die Agrarprodukte angewiesen, die ihnen die unterworfene Bevölkerung lieferte, wofür dieser eine gewisse Unabhängigkeit zugestanden wurde. Als die Awaren 626 durch ihre Niederlage ins Karpatenbecken zurückgedrängt wurden, entstanden jedoch erste Siedlungen, in denen neben Viehzucht auch Ackerbau betrieben wurde.

Im Laufe des 8. Jh. breitete sich die Sesshaftigkeit der Awaren weiter aus, während die Großviehhaltung zunehmend eingeschränkt wurde bis sich gegen Ende der Awarenzeit die Gesellschaft durch eine gemischtviehwirtschaftliche und ackerbäuerliche Lebensweise auszeichnete und von den einstigen nomadischen Elementen nur noch Spuren vorhanden waren.

Durch Handel oder Raub gelangten zudem eine große Zahl fremdländische Erzeugnisse ins Awarenreich, die eine enge Verbindungen mit dem byzantinischen Gebieten bezeugen aber auch dem Baltikum und Nordwestdeutschland sowie dem oberen Donauraum.

Awarisches Kunsthandwerk


Wie bei anderen Steppenvölkern hatte der Beruf des Schmiedes ein hohes Ansehen innerhalb der Gesellschaft und gehörte offensichtlich der privilegierten gesellschaftlichen Schicht an, da er mit seinen seinem Pferd, Waffen und Werkzeugen bestattet wurde, obgleich bislang keine awarischen Schmiedewerkstätten nachgewiesen werden konnten.

Besonders der Bronzeschmied hatte für die awarische Gesellschaft eine herausragende Bedeutung, denn in der frühen und mittelawarischen Zeit waren Riemenbeschläge sehr verbreitet und ein elementarer Bestandteil der awarischen Tracht und wurden neben Riemenendbeschlägen und Schnallen in großer Zahl zur Dekoration von Gürtelgarnituren verwendet wurden.

Da sich die jeweilige Gestaltung der Gürtelverzierung nach Sippe, Rang und Stand unterschied, kann man unter tausend Gürtelgarnituren keine einzige identische Gestaltung finden. Diese Beschläge wurden ursprünglich aus gepresstem Bronzeblech gefertigt, seltener auch aus Silber- oder Goldblech, und unter Verwendung sog. Pressmodeln hergestellt.

Auf den mit floralen oder plastischen Motiven gestalteten Bronzemodel wurde das zu bearbeitende Blech unter eine Zwischenschicht aus Leder gelegt und mit Hammerschlägen in Form getrieben. In die entstandene Höhlung auf der Rückseite wurde sodann eine Füllung aus Blei, Harz, oder Teer aufgebracht und einer oder mehrere Stifte zur Befestigung eingegossen.

In der Spätawarischen Zeit wurde die Pressmodeltechnik zunehmend durch den Bronzeguss abgelöst, bei der das jeweilige Motiv in Holz oder Bein geschnitzt und dann in Ton gepresst und gebrannt wurde. So entstand ein Gussmodell in sog. verlorener Form.

Zusätzlich zum eigentlich Guss wurden verschiedene Verzierungstechniken angewendet. In der Frühawarenzeit dominierten Punzierungen, in der Mittelawarenzeit überwiegen Stein- und Glaseinlagen, in der Spätawarenzeit wurden besonders Granulationen aufgebracht.

Die Beschläge früher awarischer Gürtel- und Pferdegeschirre sind zum Großteil orientalischer Natur, aber u.a. auch byzantinischen Ursprungs. Zudem erlangt der germanische Tierstil für die awarische Kunst Bedeutung und wird zum sog. germanischen Tierstil II mit seinen charakteristischen Zahnschnittmotiven verändert.

In mittelawarischer Zeit treten schließlich eckige und flechtbandartige Bandmuster auf, deren Ursprünge sich bis nach Nordchina und Korea zurückverfolgen lassen und sich durch Drachenmotive, Greife und Raubvögel auszeichnen,

Zu Beginn des 8. Jh. entsteht der Greifen-Rankenstil, der bereits in mittelawarischer Zeit in grundlegenden Elementen vorhanden war. Schnallen, Riemenenden, und Zierbeschläge werde mit Motiven von Tierkampfszenen, Drachen, Adlern und verschiedene Tierköpfe verziert, die ihre Vorläufer in der steppennomadischen Kunst haben.

Die Pflanzenornamentik jener Zeit besteht aus Ranken, Palmetten und Halbpalmetten mit Parallelen zur Kunst Asiens, Chinas, Indiens und Persiens. So werden sowohl sassanidisch beeinflusste Abbildungen von Pfauendrachen, Löwen und reitenden Jägern übernommen, wie auch byzantinische Motive von  Traubenranken, Akanthusblätter und Füllhörnern, die jedoch eher seltener auftreten.

Religion und Bestattungssitte der Awaren

Die Motive jener Bronzegüsse geben uns auf diese Weise einen schwachen Einblick in die mythische Welt der Awaren. Doch in mittelawarischer Zeit tauchen in Frauengräbern auch goldene oder silberne Brustkreuze in byzantinischem Stil auf, die möglicherweise ein Indiz für eine sporadische Missionstätigkeit der Kirche in jener Zeit sind. Doch erst nach der awarischen Niederlage gegen die Franken konnte die christliche Religion wirklich Fuß im Awarenreich fassen.

Bis zu dieser Zeit hingen die Awaren einem heidnischen Glauben an. Die erste Generation der in Europa ansässigen Awaren hinterließ noch keine Gräber, nur Opfergruben in denen sich im Feuer zerstörtes Waffen- und Reiterzubehör fand, jedoch keine Knochen.

Erst in der zweiten Generation gingen die Awaren zur Körperbestattung über und bildeten ab Mitte des 7. Jh. Reihengräber nach westlichen Vorbildern wie sie auch bei Langobarden, Bayern und Alamannen üblich war, wobei sich reicher ausgestattete Gräber oft gehäuft um ein vornehmes Grab befanden, wohin gehend ärmere Personen eher an der Peripherie bestattet wurden.

Wie bei den Germanen wurde der Tote ab dem 7. Jh. in einem Holzsarg aus Baumstämmen oder rohen Brettern beerdigt, zusammen mit Tracht, Schmuck, Bewaffnung sowie Nahrungsmittelbeigaben, manchmal auch unter Beigabe von Pferden. Zumeist wurde nur ein einziges Pferd bestattet, es gab aber auch Gräber mit zwei oder mehr Pferde, was den Reichtum des Toten widerspiegelte.

Der Tote wurde üblicherweise in gestreckter Rückenlage beerdigt und trug eine feierliche Tracht. Je nach Geschlecht und Rang konnte als Grabbeigaben Schmuck, Gürtelgarnituren, Waffen wie Schwert oder Säbel, Bogen und Köcher, Lanze oder Streitaxt beigegeben sein, auch Werkzeuge oder Haushaltsgegenstände wie Beil, Feuerstahl, Schleifstein, Messer, Nadeldose und Spinnwirtel.

Gegen Ende der Spätawarenzeit tauchte kurzzeitig der Brauch auf, die Toten ohne Tracht und Nahrung zu beerdigen, doch schon kurz darauf wurden die Reihengräberfelder vollständig aufgegeben und die Toten in unmittelbarer Näher der Kirchen beerdigt.

Awarische Tracht

Trotz zahlreicher awarischer Gräber mit zum Teil reichen Beigaben ist es bisher nicht gelungen, den Schnitt der awarischen Kleidung zu rekonstruieren. In awarischen Frauengräbern finden sich jedoch häufig Schmuck in Form von Arm- Finger- und Ohrringen, dazu Perlenketten, Halsringe sowie Brustschmuck als auch Haar- und Gewandnadeln und natürlich Fibeln.

Zur awarischen Männertracht zählen gehören üblicherweise mehrteilige Gürtelgarnituren, aber auch Ohrringe, Zopfspangen, Finger- und Armreifen sowie natürlich Waffen.

Dem Gürtel kam eine besonders wichtige Funktion zu, denn er wurde zum einen als Trachtbestandteil gebraucht, um Waffen, Taschen und andere Utensilien bei sich zu tragen, zum anderen, um Wohlstand und gesellschaftliche Stellung auszudrücken.

Frühawarische Gürtel waren zwar zumeist noch völlig unverziert, doch mit zunehmendem Reichtum und Einfluss der Awaren wurde der Gürtel zu einer eine Art Rangabzeichen, der Auskunft über Stand und Rang einer Person ausdrückte. Der awarische Gürtel bestand nun aus einer Schnalle mit Hauptriemenzunge und mehreren zusätzlichen Nebenriemen mit kleineren Riemenzungen, sowie rein dekorativen sog. Pseudoschnallen und Beschlägen.

Die Bewaffnung der Awaren

Zur persönlichen Ausstattung des Awaren gehörte auch seine Bewaffnung. Die primären Angriffswaffen waren Lanze, Reflexbogen, Schwert oder Säbel sowie die Reiteraxt.

Bei den awarischen Stangenwaffen gab es zum einen große, blattförmige Lanzen mit erhabenem Mittelgrad und Tülle, wie sie auch in langobardischen Gräbern auftreten, sowie schmale, weidenblattförmige und deltaförmige Wurfspeere, die nach Schriftquellen mit einem Riemen zum Tragen über der Schulter ausgestattet waren, so dass der Krieger die Hände frei für seinen Bogen hatte.

Der awarische Bogen war ein typischer, 120-140 cm großer Reflexbogen aus Horn, Holz und Sehnen mit versteiften Enden und Griffplatten aus Knochen, die ca. 85 cm lange Pfeile aus Esche verschossen. Historische Quellen bescheinigen dem awarischen Bogen dabei eine effektive Reichweite von 200 m bei einer maximalen von etwa 450 m.

Im Nahkampf dienten anfangs ein- oder zweischneidige Schwerter von 80-100 cm Länge, die oft in mit Gold- oder Bronzeblech beschlagenen Scheiden getragen wurden und in mittelawarischen Zeit von  Säbel, Streitäxte und Langmesser ersetzt oder ergänzt wurden. In spätawarischer Zeit tauchen schließlich auch Flügellanzen und Schwerter karolingischen Typs auf.

In der frühen Awarenzeit scheint es hingegen noch keinerlei Form von Schild gegeben zu haben, erst in jüngeren Gräbern finden sich Schildbuckel, wie sie typisch für westeuropäische Rundschilde sind.

Auch ein Helm eindeutig awarischer Herkunft ist bisher im Fundmaterial nicht nachzuweisen, dennoch erscheint ein sog. Lamellenhelm auf bildlichen awarischen Darstellungen, der Funden aus Niederstotzingen in Süddeutschland und Ker in der Ukraine sehr ähnlich ist und einen Helm aus sich überlappenden Lamellen zeigen, versehen mit Nasal, Scheitelknauf und Kettengeflecht als Nackenschutz.

Zwar gibt es nur wenige Funde von awarischen Rüstungsteilen, doch gelochte Eisenlamellen die den Oberkörper bis zu den Oberschenkeln bedecken konnten, waren in Zentralasien schon seit langer Zeit bekannt. Der Lamellenpanzer wurde mit der awarischen Expansion schließlich auch in Europa bekannt.

Doch das sehr seltene Auftreten in Gräbern deutet entweder auf eine allgemein geringe Verbreitung dieser Rüstung hin oder aber auf die Tatsache, dass es sich nur sehr reiche Awaren leisten konnten, eine so kostbare Rüstung mit ins Grab legen zu lassen. Einfache Krieger werden aber sicher eher einen Körperschutz aus Filz, Leder oder gesteppte Kaftane getragen haben.

Auch der häufig zitierte Pferdepanzer ist archäologisch bislang nicht nachweisbar, doch sofern dieser nur aus Leder oder Filz bestand, wird er sich auch nur schwer nachweisen lassen.

Literaturhinweise

Renate Rolle - Gold der Steppe. Archäologie der Ukraine (Schleswig 1991).
Wilfried Menghin - Germanen, Hunnen und Awaren. Schätze der Völkerwanderungszeit (Nürnberg 1987).
Walter Meier-Arendt - Awaren in Europa. Schätze eines asiatischen Reitervolkes (Frankfurt am Main 1985).
Gyula Laszlo - Steppenvölker und Germanen. Kunst der Völkerwanderungszeit (Wien und Budapest 1970).
http://www.allianz-der-6-schwuere.de/allerley/history/awaren/nachrichten.shtml

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