Die verschiedenen Kunststile zur Zeit der Kelten
Wissenswertes über die keltische Kunstwelt
Zur Geschichte der Kelten
Obgleich griechische und römische Autoren wie Herodot, Strabon oder Polybios in ihren Schriften übereinstimmend von
einem Volk der Kelten berichteten, stand ihnen nur unzureichendes Wissen aus zweiter Hand zu Verfügung und so mischten sich mystische Legenden mit halb garen Fakten zu einem undurchsichtigen Ganzen.
Die Kelten sahen sich selber nicht als ein einheitliches Volk an. Vielmehr handelte es sich um zerstreut in Mitteleuropa vom heutigen
Spanien bis in die Türkei verstreute Völkerschaften, regiert von einzelne Stammesfürsten, die oft nur über kleine Gebiete herrschten und nicht selten im Krieg miteinander lagen und einander kaum kannten.
Als zu Beginn des ersten Jahrtausends vor Christus die endete und sich mit dem zunehmenden Gebrauch von Eisen für Waffen und Werkzeuge die Machtstrukturen in Mitteleuropa verschoben, da begann auch ein neuer Abschnitt für Kultur, Kunst und Schmuck.
Die frühe Epoche der keltischen Eisenzeit wird als Hallstattzeit bezeichnet, benannt nach dem bedeutenden Fundort Hallstatt, gelegen im österreichischen Salzkammergut, welche auf die Zeit von ca. 800 - 450 v. Chr. datiert. Die spätere keltische Eisenzeit wird hingegen nach dem Schweizer Fundort La Téne am Neuenburger See Latènezeit genannt, die auf ca. 450 bis 30 v. Chr. datiert.
Von den Römern schließlich besiegt verschwand die Kultur der Kelten und das Christentum begann über die Zeit ihre Glaubenswelt zu überformen, wenn auch heute noch
keltische Sprachen lebendig sind, wie das Bretonische, Walisische, Gälische oder Kornische und sich die Schönheit keltischer Kunst bis heute nichts von ihrer Ausdruckskraft verloren hat.
Die Keltischen Kunststile
Im 5. Jahrhundert v. Chr. erlebte die vorgeschichtlichen Welt in Mitteleuropa einen gewaltigen Umbruch, der sich auch in der Kunst der Kelten niederschlug, wobei völlig neue Elemente den vorherigen Kunststil der Hallstattkultur verdrängen.
Die sich in der nachfolgenden Latènezeit entwickelnde Kunstform war ein Ausdruck neuer Wertvorstellungen bei der Einflüssen aus dem
Mittelmeerraum und zahlreiche griechische und etruskische Importe auch die keltische Kunst beeinflussten und von Fabelwesen und mythologischen inspirierte Figuren nun vorherrschendes Stilmittel wurden.
Der etruskische Stil
Besonders der frühe Stil ab etwa 450 v. Chr. war noch stark von griechischen und etruskischen Vorbildern beeinflusst. So fanden geometrische Motive wie Fischblasenförmige Muster, deren Ursprünge von mediterrane Palmetten und Leier-Ornamenten herstammen, und geschwungene Kreisformen in Zirkelornamentik Eingang in die keltische Kunst.
In diesem frühen keltischen Kunststil waren die Muster üblicherweise weich und fließend und nur flach oder nur wenig plastisch ausgearbeitet. Etruskische Einflüsse
zeigte sich dabei vor allem in figürlichen Darstellungen.
Der Waldalgesheim-Stil
Eine spätere keltische Kunstform war der sog. Waldalgesheim-Stil, der sich von mediterranen Vorstellungen löste und in Oberitalien, Ostfrankreich und Schweiz verbreitet war. Er entstand gegen 350 v. Chr. nach den keltischen Einfällen in Oberitalien und wird auch Pflanzen-Stil oder Ranken-Stil genannt, benannt nach den Funden aus dem Prunkgrab von Waldalgesheim.
Er zeichnete sich durch eine weiterentwickelte Floralornamentik aus, die insbesondere durch eine verschlungene Ranke dominiert wurde, welche Blütenmustern und Spiralen ergänzten, wobei menschenförmige Fratzen, Gesichter und Figuren von bemerkenswerter Plastizität mit der pflanzlichen Ornamentik verschwammen.
Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. entfaltetet sich der Waldalgesheim-Stil in noch plastischerer Form, wobei die einzelnen Motive noch stärker aus dem Schmuckstück
herausgearbeitet wurden und oft durch zusätzliche Figuren in Form von Menschen und Fabelwesen ergänzt wurde.
Dieser plastische Stil war vornehmlich im westkeltischen Raum verbreitet, wohingegen zeitgleich in den ostkeltischen Gebieten eine flach ausgearbeitet Ornamentik entstand, die auf geometrische Muster reduziert war und hauptsächlich zur Verzierung von Schwertscheiden gebraucht wurde.
Der keltische Schwertstil
Dieser sog. Schwertstil trat ab 275 v. Chr. besonders in Ungarn, Südostdeutschland, Böhmen und der Schweiz auf, wobei figürliche Motive und asymmetrisch angeordnete Rankenornamente dominierten.
Die Kunst der Latènezeit
In der Spätlatènekunst verschwand schließlich das komplexe Verschlingen von Einzelmotiven und die Darstellungen menschlichen Köpfen und einzelner Tiere, wie Pferd,
Hirsch, Eber oder Rind, die in der Frühlatènekunst weitgehend fehlen, wurde üblich.
Als mit der Eroberung der keltischen Siedlungsräume durch die Römer deren Eigenständigkeit endete, wurde auch die latènezeitliche Kunst zunehmend romanisiert.
Dennoch blühte die keltische Kunst in Britannien nach Christi Geburt noch einmal auf und eine durchbrochene Trompetenornamentik und farbige Emaille-Verzierungen verbreiten sich von der britischen Insel ausgehend im ganzen Imperium.
Die nachchristliche keltische Kunst
Im Zuge der Völkerwanderungszeit entwickelte sich durch eue Elnemente wie dem germanischen Tierstil aus den Überbleibseln der keltischen Kunst in Britannien und Irland ein neuer Schmuckstil, der im Frühmittelalter zu großer Blüte kam.
Die keltische Kunst wurde nunmehr von komplizierten Flechtbandmustern und verschlungene Tier- und Fabelwesen beherrscht und setzte sich insbesondere in der kirchlichen Buchmalerei als Gestaltungselement durch.