Wie man sich selber ein Rufhorn baut
Bauanleitung zum selber anfertigen eines mittelalterlichen Rufhorns.
Horn von Rindern wurde im Mittelalter für vielfältige Zwecke genutzt und kann quasi als das Plastik des Mittelalters bezeichnet werden. Aus Horn wurden Löffel, Kämme, Schalen, Dosen, Nadeln, Griffe, sogar Fensterscheiben und Brillen sowie viele andere Gebrauchsgegenstände gefertigt.Unter anderem wurde Horn natürlich auch für Trinkhörner verwendet. Hier wollen wir jedoch die Herstellung eines Rufhorns näher betrachten.
Ein Rufhorn anzufertigen, ist eigentlich gar nicht so schwer. Am Anfang steht nur die Wahl des richtigen Horns. Ideal sind Rinder- oder Wasserbüffel-Hörner zwischen 40 und 60 cm Länge, möglichst nicht zu sehr gebogen.
Heute gibt es eine Vielzahl von fertig bearbeiteten Hörnern in jeder Größe zu kaufen. Es empfiehlt sich, darauf zurückzugreifen, um sich nicht allzu viel Arbeit zu machen. Wer ein Rufhorn aber von der Pieke auf selber fertigen möchte, der muss zuallererst den weichen Kern, den sogenannten Hornzapfen, im Inneren des Horns entfernen.
Eine gute und saubere Methode ist das Auskochen des Horns, wobei das Horn so lange in Wasser gekocht wird, bis sich der Kern ablöst und leicht entfernen lässt. Das Ganze ist allerdings eine ganz schöne Sauerei und mit einem kräftigen Geruch verbunden....
Eine weitere Methode wäre, das Horn so lange austrocknen zu lassen, bis der innere Teil sich von allein löst. Hier ist die Geruchsentfaltung allerdings noch um einiges intensiver. Eine dritte Methode ist der Ameisenhügel, denn die fleißigen, kleinen Helfer entfernen bei ausreichender Geduld jeden noch so kleinen Rest organischen Materials - das braucht zwar etwas Zeit, ist aber überaus effektiv!
Um Horn geschmeidig zu machen, kann man es kochen oder auch in Öl erwärmen, wobei die Temperatur 140 Grad nicht übersteigen sollte. Dadurch lässt es sich weich und geschmeidig machen und in die gewünschte Form bringen.
Damit das Horn diese Form behält, muss es getrocknet werden, was sich sehr gut in einem Backofen umsetzen lässt. Ist die Form noch nicht wie gewünscht, so kann man den Vorgang einige Male wiederholen, wobei man es aber nicht übertreiben sollte. Doch dies nur am Rande, denn für die Herstellung eines Rufhorns ist das Biegen des Horns nicht notwendig
Hat man nun ein sauberes Horn, entweder gekauft oder selber gefertigt, dann muss man einfach nur mit einer Metallsäge die Spitze vom Horn abschneiden, und zwar so, dass in etwa eine Fläche von ca. 2,5 cm Durchmesser am Mundstück verbleibt.
Mit einem kleineren Bohrer von z. B. 8 mm kann man leicht durch das Horn hindurch bohren bis man in den Innenraum gelangt. Dann wird das Loch mit einem größeren Bohrer vorsichtig erweitert, bis es die gewünschte Größe erreicht und sich dem Rufhorn erste Töne entlocken lassen.
Damit die Lippen auch ausreichend Luft zum Vibrieren haben und einen Ton erzeugen können, empfiehlt sich ein Loch-Durchmesser von wenigstens 1,5 cm.
Hier könnt ihr auch ein fertiges Wikinger-Rufhorn mit Mundstück kaufen.
Mit einer Raspel oder zur Not auch mit einem Messer, und danach mit einer schmalen Feile wird das Loch entgratet und das Rufhorn schließlich mit erst gröberen und dann feinerem Sandpapier nachgeschliffen, so dass man ein angenehm gerundetes Mundstück erhält.
Um einen Ton zu erzeugen, sollte man das Rufhorn etwas seitlich am Mund ansetzen und ein wenig die Lippen entspannen und ggf. etwas anfeuchten. Durch die leicht zusammengedrückten Lippen presst man nun die Luft in das Horn und es wird am Anfang vermutlich nicht viel mehr als eine Art Furzgeräusch entstehen.
Durch Ausprobieren des Pressdrucks der Lippen und dem richtigen Grad des Vibrierens der Lippen wird man über kurz oder lang einen mehr oder weniger satten Ton erzeugen. Hier hilft nur üben!
Kleine Hörner sind in der Regel schwerer zu blasen als große Rufhörner, ergeben aber einen lauten, hellen Klang, wohingegen große Hörner leichter zu blasen sind und einen tiefen, dunklen Ton haben.
Ein langes Rufhorn hat ein größeres Volumen, als ein kleines Rufhorn und erzeugt somit einen leiseren, tieferen Ton, der dafür weit trägt, kleine Rufhhörner erzeugen ein lauten, hellen Ton. Je gerader das Horn, desto kräftiger der Ton.
Bei Verwendung unseres praktischen Rufhorn-Mundstücks sollte der Durchmesser des Horn an der Spitze optimalerweise nicht zu groß sein, damit sich das Rufhorn-Mundstück gut ansetzen lässt und man nicht zu viel Material vom Horn herunterschleifen muss.
Hier könnt ihr ein Rufhorn-Mundstück aus Messing kaufen.
Mit ein paar Tropfen Kleber oder wahlweise einem Metallstift kann man das Rufhorn-Mundstück unkompliziert am Rufhorn befestigen. Durch den speziell geformten Trichter des Rufhorn-Mundstücks lässt sich auch mit wenig Übung sehr leicht ein satter, kräftiger Ton erzeugen.