Die Entwicklung der Schere
Wissenswertes über den Gebrauch der Schere im Altertum
Schon bei den Römern und den Kelten der La-Tène-Zeit (Latenezeit) um etwa 500 vor Chr. waren Scheren recht weit verbreitet. Doch bekannt sind Scheren bereits seit der Bronzezeit!Denn Scheren waren für die hochwertige Verarbeitung von Stoffen und Blechen einfach unabdingbar. Nach Ende der Bronzezeit wurden Scheren allerdings fast nur noch ausschließlich aus Eisen gefertigt.
Die ersten Scheren bestanden dabei einfach aus zwei Messerklingen, die am Ende miteinander verbunden waren, die und man daher als Endgelenkschere bezeichnet. Diese Scheren mussten noch mit beiden Händen bedient werden.
Später wurden Scheren dann auch aus einem Stück gefertigt und mit einem Bügel versehen, so dass man hier von einer Bügelschere spricht. Der Bügel verlieh der Schere eine gewisse Spannung, so dass die Schere nunmehr mit nur einer Hand bedient werden konnte. Diese Art von Schere wurde über 2000 Jahre lang bis in die Neuzeit verwendet und fand sich noch vor wenigen Jahrzehnten als Schafschere in Gebrauch.
Li.: Römische Schere 4. Jh. n. Chr. / Re.: Mittelalterliche Schere
Bügelscheren gab es in der Antike und dem Mittelalter in vielen verschiedenen Größen und Formen, von der winzigen Nähschere, mit der man einen Faden abtrennen konnte, über die handliche Schafschere bis hin zur monströs-großen Tuchschere, die Meterlänge erreichen konnte. Und auch für die Haarpflege erfreuten sich Scheren natürlich großer Beliebtheit.
Nachbildungen historischer Scheren findet ihr auch im Onlineshop von Pera Peris - Haus der Historie.
Entgegen dem gängigen Vorurteil legten die Wikinger großen Wert auf eine gepflegte Haartracht. So war die Schere bei den Frauen der Wikinger-Zeit fester Bestandteil der Tracht und hing als Bügelschere an einem Band oder einer Kette zusammen mit Pfriem, Ohrlöffel und Pinzette von den auf den Schultern befestigten Fibeln herab.
Auch im Mittelalter wurde die Schere als weibliches Attribut angesehen und in diesem Kontext häufig symbolisch gebraucht.
Die uns heute so geläufige Gelenkschere trat erst recht spät in Licht der Welt und war vor dem 10. Jahrhundert eigentlich kaum in Gebrauch.
Im Gegensatz zur Bügelschere ist die Gelenkschere mit zwei um einen Drehpunkt befestigten Klingen versehen, damit wurde ein leichteres und genaueres Arbeiten möglich.
Im Gegensatz zur Bügelschere, bei der die Arme der Schere an der Spitze offen standen, war die Gelenkschere über die ganze Länge ihrer Schneide geschlossen und benötigte daher kein vor Verletzung schützendes Futteral mehr, wie es bei der Bügelschere häufig verwendet wurde.
Im späten Mittelalter traten dann schließlich jene Scheren mit großen Bügeln auf, die verblüffend an heutige Schneider- und Rosenscheren aus Japan erinnern und vermutlich einen ähnlichen Zweck erfüllt haben dürften.
Historische Miniaturen aus dem Mittelalter mit Abbildungen von Scheren:
Literaturhinweise:
- Massimiliano Mandel: Scissors. Italien, Lucchetti Editore 1990
- Hanns-Ulrich Haedecke: Die Geschichte der Schere. Köln, Rheinland-Verlag 1998
Verfasst von Peer Carstens, Dippoldiswalde 2012