Wissenswertes über Damaststahl
Damaszierte Messer aus dem Sortiment von Pera Peris
In unserem Onlineshop könnt ihr neben Messern aus Kohlenstoffstahl auch eine schöne Auswahl an echtem Damaststahl-Messern kaufen, wobei wir sowohl Nachbildungen historischer Messerklingen nach Vorbildern aus der
Wikingerzeit und dem
Mittelalter führen als auch klassische Damast-Klingen für Gebrauchsmesser, wie Fahrtenmesser, Jagdmesser, Skinner oder Bowiemesser.
Unsere damaszierten Messerklingen werden dabei in der Regel aus
zwei verschiedenen Stahlsorten mit 176 oder 256 Lagen geschmiedet.
Zumeist aus Karbonstahl
AISI 1095, einem Klassiker unter den Messerstählen, der als unlegierter und rostfähiger Werkzeugstahl sehr zäh ist und sich gut schleifen lässt, wobei er eine solide Standzeit aufweist.
Zum anderen aus
AISI 4340, einem nickelhaltiger Stahl mit guten Eigenschaften, der bei der Verwendung im Damast-Stahl schöne helle Partien und edle Kontraste erzeugt.
Werden beide Stahlsorten gemeinsam zu einer Messerklinge ausgeschmiedet, so entsteht nach dem Ätzen der Oberfläche eine charaktervoll geflammte und kontrastreiche Damast-Zeichnungen von bemerkenswerter Schönheit.
Der
Härtegrad unserer damaszierten Messerklingen liegt zumeist bei 56 – 58 HCR Rockwell.
Woher stammt der Begriffe Damaststahl?
Der Begriff Damaszenerstahl stammt möglicherweise von der Syrischen Stadt Damaskus ab, die während des Mittelalters ein bedeutender Handelsplatz war und dort auch Messerklingen aus dem Orient und Asien gehandelt wurden.
In Damaskus selbst wurden jedoch damals keine damaszierten Klingen gefertigt. Ebenso möglich ist es, dass sich der Damast von dem Arabischen Wort "Damas" ableitet, was man als fließend übersetzen kann und von den fließenden Strukturen des Damaststahls herührt.
Im frühen Mittelalter sprach man von „wurmbunt" ein Begriff der auf ein Dokument des osgotischen Königs Theoderich aus dem 5. Jh. zurückgeht, in dem es hieß: "Das Mittelstück ihrer Klingen, geschickt verkehlt, erscheint wie mit kleinem Wurmwerk gekräuselt, und hier spielen so mannigfaltige Schatten, dass man glauben möchte, das Metall sei mit vielen Farben verwoben."
Damaszierte Messerklingen in der Antike
Schwerter und Messerklingen aus Damaszenerstahl sind bereits seit der
vorrömischen Eisenzeit in Europa nachgewiesen, wobei die bislang ältesten Beispiele keltische Klingen aus Streifendamaszenerstahl sind, die auf die Latène-Zeit um etwa 300 v. Chr. datieren.
Ein Hauptgrund für die Verwendung von Damaszenerstahl war jedoch nicht die schöne Damastzeichnung, sondern der Umstand, dass die im Rennofen zu erzielenden Stähle oft nur von sehr unterschiedlicher
Qualität waren, da unterschiedliche Konzentrationen von Kohlenstoff, Phosphor und Schwefel im Ausgangsmaterial das Endergebnis stark beeinflussten
Schwert- und Messerklingen aus unterschiedlichen Stählen waren einfach haltbarer und schnitthaltiger als welche, die nur aus einem
einzigen Stück Stahl bestanden, wofür vor allem der unterschiedliche Kohlenstoffgehalt verantwortlich zeichnete.
Doch die keltischen Klingen waren scheinbar nicht immer von allerbester Güte, denn eine
römische Schrift ließ verlauten: „Des Öfteren mussten sich die keltischen Krieger aus dem Getümmel der Schlacht hinter die eigenen Reihen zurückziehen, um die Schwerter mit dem Fuß wieder gerade zu biegen“.
Auf der anderen Seite waren die keltischen
Noriker besonders für ihre Schmiedearbeiten bekannt und ihre Schwerter auch unter wohlhabenden Römern hochgerühmt.
Wenngleich Funde aus
römischen Kaiserzeit recht rar sind, so fand damaszierter Stahl auch in dieser Zeit in Gebrauch und die Germanen schufen in der nachfolgenden
Völkerwanderungszeit hochwertige Messerklingen und Waffen mit kunstfertigen Damastarbeiten von beeindruckender Schönheit.
Während der
Wikingerzeit gelang es den mittelalterlichen Schmieden zunehmend die Falt- und Torsionsvorgänge soweit zu kontrollieren, so dass sie bestimmte Muster gewollt hervorbringen konnten, was besonders in den vielgerühmten fränkischen Schmieden zu hoher Meisterschaft gebracht wurde.
Die frühmittelalterlichen Schwerter de
Franken und
Alemannen hatten einen oft hochkomplexen Aufbau und galten als Spitzenprodukte ihrer Zeit. Bei diesen damaszierten Klingen wurden die Schneiden häufig separat an den aus Torsionsdamast geschmiedeten Klingenkorpus geschweißt.
Nicht nur die berühmten spätkarolingischen Schwerter mit den
Inschriften wie +VLFBERH+T oder INGELRII gelten auch nach heutigen Maßstäben als höchstes handwerkliches Niveau, hatten jedoch zumeist keine sichtbaren Damast-Strukturen.
Messerklingen aus Wootz- oder Tiegelschmelzstahl
Der im Mittelalter in Damaskus gehandelte Damaszenerstahl war ein sogenannter Tiegelschmelzstahl, auch Wootzdamast genannt, und war etwas völlig anderes als der Schweißverbundstahl der während Spätantike und Frühmittelalters in Europa verbreitet war.
Woozdamast wurde noch bis Anfang des 18. Jh. im indisch-persischen Raum hergestellt, wobei das genaue Herstellungsverfahren lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Gesichert ist jedoch, dass der Stahl in kleinen Gefäßen geschmolzen wurde, wobei verschiedene Bestandteile wie Glasscherben und sogar Blattlaub hinzugefügt wurden, welches den Stahl mit Kohlenstoff anreicherte.
Aufgrund eines langsamen Abkühlprozesses verteilten sich die Legierungselemente im Stahlgefüge und gaben dem Damaszenerstahl nach dem Ätzen eine lebhafte Oberfläche. Die Musterung dieser Messerklingen ist jedoch nicht so ausgeprägt wie beim modernen Schweißverbundstahl.
Der orientalische Damaszenerstahl wird gerne als den mittelalterlichen europäischen Schwertstählen weit überlegen bezeichnet, was einer näheren Inaugenscheinnahme jedoch nicht standhalten kann, denn auch bei den orientalischen Stählen des Mittelalters gab es ganz erhebliche Qualitätsunterschiede.
Zwar ist der Kohlenstoffgehalt der meisten historischen Klingen aus Wootz-Damast erheblich höher als zeitgleicher Klingen aus Schweißverbund-Damast, das machte sie jedoch gleichzeitig auch spröder und erhöhte die Bruchanfälligkeit. Bessere Eigenschaften als Raffinierstahl oder Schweißverbundstahl hatte Wootz nicht, ganz im Gegenteil.
Mittelalterliche Messerklingen aus Damast
Der europäische Begriff Damaststahl für die in Spätantike und Frühmittelalter verbreiteten damaszierten Schwert- und Messerklingen leitet sich von dem ursprünglichen Damaszenerstahl ab.
Anders als dieser war er jedoch kein Tiegelschmelzstahl sondern ein Schweißverbundstahl, also eine Verbindung zweier oder mehrerer verschieden legierter Stählen, welche bei hoher Hitze miteinander feuerverschweißt werden und durch mehrmaliges Falten in mehrere Lagen gelegt wurden.
Je nach Konzentration der im Stahl enthaltenen, metallischen Legierungsbestandteile ergaben sich dabei ausdrucksstarke Kontraste, wodurch je nach Falttechnik nach dem Ätzen unterschiedliche Muster im Stahl erschienen.
Der in Europa hergestellte Damaststahl wurde während des Mittelalters hauptsächlich für Blankwaffen wie Saxe, Schwerter aber auch für Speere und Äxte verwendet, wobei zu meist mehrere Stränge Torsionsdamast miteinander verschweißt wurden um als Kern oder Mittelteil für eine Schneide aus gehärtetem Stahl zu dienen.
Anders als bei modernem Damaststahl, bei dem für die kontrastierende Wirkung Nickel und Mangan zum Einsatz kommen, wurde der Kontrast im mittelalterlichen Damaststahl durch den Phosphor- und Kohlenstoffgehalt gesteuert, da der phosphorhaltige Stahl deutlich weniger stark von Säuren angegriffen wird und auf diese Weise nach der Ätzung wesentlich heller wirkt.
Anders als der mittelalterliche Schweißverbundstahl hatte der vielgerühmte japanische Schwertstahl der Samuraischwerter übrigens nicht viel mit dem europäischen Damaststahl gemein, sieht man von dem mehrmaligen Falten des Stahls einmal ab.
Japanische Schwerter wurden aus Tamahagane gefertigt, einem sog. Rennstahl, der in einem Rennofen verhüttet wurde. Dabei erhielt der japanische Schmied einen unförmigen Eisenklumpen, der noch sehr viele Asche, Kohle, Schlacke und Lufteinschlüsse enthielt und dessen Kohlenstoffanteil noch sehr ungleichmäßig im Stahlgefüge verteilt war.
Durch das mehrfache Falten wurden die Verunreinigungen nach und nach herausgeschmiedet und der Kohlenstoff gleichmäßig im Gefüge verteilt, bis die gewünschte Homogenität des Stahls zustande kam.
Das war in der Regel schon nach 10 bis 13
Faltungen erreicht und nicht nach mehreren hunderte Malen, wie oft behauptet wird, denn bei jedem Schweißgang geht eine gewisse Menge Kohlenstoff durch die sog. Randentkohlung verloren, so dass sich die Klinge irgendwann nicht mehr härten lässt.
Aus diesem Grund haben die meisten Damaststähle auch nur zwischen 20 und 500 Lagen.
Eine Kombination von verschiedenem Ausgangsmaterial kam bei den japanischen Klingen zwar zur Anwendung, es handelte sich dabei aber genau genommen um eine
Homogenisierung des Stahlgefüges, nicht um die Herstellung eines Damaststahls.
Europäische Schwerter waren bereits lange vor den Schwertern der Samurai oft schon deutlich hochwertiger und aufwändiger verarbeitet, ja Stähle aus Skandinavischen Erzen hatten oft sogar einen höheren
Reinheitsgrad als die japanischen.
Über harte und weiche Lagen im Damaststahl
Weder moderne noch mittelalterliche noch japanische Messerklingen aus Damaststahl zeichnen sich besonders durch besonders weiche oder harte Lagen aus, denn der
Kohlenstoff, welcher primär für die Härte von Stählen verantwortlich ist, neigt dazu, im Stahl zu wandern.
Er diffundiert beim Schmieden von einem Stahl in den anderen, so dass sich der Kohlenstoffgehalt in allen Lagen weitgehend ausgleicht. Daher wird der
Kohlenstoffgehalt einer Messerklinge aus damasziertem Stahl auch immer unter der eines härtbaren Stahls liegen, weshalb immer möglichst zwei Stähle miteinander verschmiedet werden, die schon von vornherein einen relativ hohen Kohlenstoffgehalt haben.
Die Herstellung von Damaststahl
Um Damaststahl herzustellen werden mindestens zwei Stähle benötigt, die
unterschiedlich legiert sind, wobei bei modernem Damast üblicherweise ein Stahl mit höherem Nickelgehalt und einer Stahl mit höherem Mangangehalt zum Einsatz kommt.
Ersterer zeichnet beim Ätzen
hell, zweiter
dunkel, wodurch sich schöne Kontraste erzielen lassen. Beide Stähle dürfen keinen hohen Gehalt an Chrom, Wolfram oder Silizium haben, da die enthaltenen Oxide das Feuerverschweißen schwierig machen.
Geschmiedeter Damaststahl ist üblicherweise immer
rostender Stahl, denn rostfreier Edelstahl hat einfachen einen zu hohen Chromgehalt, da das sich beim Schmieden entwickelnde Chromoxid ab einer bestimmten Konzentration das Feuerverschweißen verhindert. Rostfreier Damaststahl ist in aller Regel industriell gefertigt und wurde in einer sauerstofffreien
Schutzathmosphäre gewalzt.
Man stapelt die Stähle abwechselnd zu einem kleinen Paket und bringt es im Schmiedefeuer auf
Rotglut. Das Paket wird dabei auf 1000 bis 1200 Grad gebracht und die einzelnen Lagen dann mit gezielten Hammerschlägen zusammengeschmiedet.
Die Hauptschwierigkeit beim Verschweißen besteht dabei darin, dass das Material nicht zu heiß werden darf, da sonst der Kohlenstoff
verbrennt, es aber gleichzeitig auch nicht zu stark
verzundern (oxidieren) darf, da es sich sonst nicht mehr zusammenschmieden lässt.
Daher wird es mit Quarzsand oder Borax als
Flussmittel bestreut, das bei hohen Temperaturen schmilzt und die Oxidation der Stähle reduziert, was das Feuerverschweißen erleichtert.
Dieser Zusatz schmilzt zu einer flüssigen
Glasschicht und schützt so den Stahl vor dem Zutritt von Sauerstoff und dient als Lösungsmittel für die Oxide, die sich auf der glühenden Oberfläche bilden.
Das ganze Paket wird anschließend in die Länge
getrieben und dann
gefaltet, erneut auf Temperatur gebracht und wieder verschweißt, bis die gewünschte Menge an Lagen erreicht ist. Mit diesem „Lagendamast“ können später verschiedene
Damastarten hergestellt werden.
Da sich die Anzahl der Schichten jeweils verdoppelt, kommt es schon nach wenigen Wiederholungen zu hunderten von Schichten.
Je nach Zusammensetzung der einzelnen Stahlpakete kann man unterschiedlich damaszierte
Muster auf der Messerklinge erhalten. So unterscheidet man Torsionsdamast, wilden Damast (gelegentlich auch als Schicht- oder Lagendamast bezeichnet), Rosendamast, Leiterdamast (bei auch als geprägter Damast bekannt), Torsionsdamast, Mosaik- und Explosionsdamast (aus vielen versch. Stücken zusammengesetzter Damast).
Wir würden uns freuen, wenn euch dieser kleine Einblick in die Welt der damaszierten Messerstähle gefallen hat und ihr vielleicht eine damaszierte Messerklinge nach eurem Geschmack bei uns findet.