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Glas im Mittelalter

Die Geschichte der mittelalterlichen Glasfertigung

Bereits schon vor 7000 Jahren war es in Ägypten üblich, Tongefäße und Schmuckstücke aus Ton mit einer glasartigen Glasur zu überziehen. Doch wann das erste echten Glas entstanden, liegt im Dunkel der Geschichte.

Wir wissen nicht genau, wann die ersten Hohlglas-Gefäße entstanden sind, doch die Glaserzeugung war in Ägypten bereits um 1450 v. Chr. so weit fortgeschritten, dass erste kleinere Glasgefäße hergestellt werden konnten. Hierbei wurde eine Form aus Sand in die geschmolzene Glasmasse getaucht und der Sandkern später vorsichtig wieder entfernt.

Doch erst als kurz vor der Zeitenwende die Glasblastechnik erfunden wurde, machte die Glasherstellung einen wirklichen Sprung nach vorne und trat ihren Siegeszug um die Welt an.

Von den Ägyptern lernten die Römer die Kunst der Glasherstellung, und sie brachten es hier zu wirklich hoher Kunstfertigkeit. Mit der Expansion der Römer wurde die Kunst der Glasherstellung allmählich auch in die römischen Provinzen getragen, wo in den linksrheinischen Gebieten die ersten Glashütten des Nordens entstanden. Doch noch bis weit in das 5. Jahrhundert hinein stand die Glasherstellung in Zentraleuropa noch weitgehend unter römischem Einfluss.

Erst als im Jahr 486 n. Chr. Chlodwig, der König der Merowinger, auf dem Gebiet der ehemaligen römischen Provinzen das Frankenreich gründete, übernahm er auch die dort in 500 Jahren gewachsenen römische Kulturgüter - und damit auch das Wissen um die Glasherstellung.

Das fränkische Glas hatte allerdings nicht mehr die Qualität des römischen, denn der Bezug von Soda, einem essenziellen Bestandteils der Glasmasse, aus dem Mittelmeerraum war durch die Wirren der Völkerwanderungszeit zum Erliegen gekommen - die Glasmacher mussten sich mit einheimischer Pottasche begnügen. Dadurch war das Glas nicht mehr klar und durchsichtig wie in römischer Zeit, sondern eher grünlich bis bräunlich, später auch blau und gelb, und es hatte zumeist Einschlüsse von Luftblasen.

Die fränkischen Glasbläser waren überaus kreativ und fertigten eine Vielzahl von Bechern in verschiedenen Formen, wie beispielsweise die sogenannte Sturzbecher, die keinen Fuß hatten und nicht abgestellt, sondern nur abgelegt werden konnten, aufwändig gearbeitete Rüsselbecher, die entfernt an Kraken erinnerten, filigrane Trinkhörner aus dünnem Glas, Spitzenbecher, Glockenbecher, Trinkschalen und nicht zuletzt auch Flaschen.

Schlichte Dekore aus Fäden und Tropfen oder Riefen bestimmten die Gestaltung des Glases, doch weitestgehend behielt man doch jene Glasformen bei, die auch schon in der Römerzeit bekannt waren.

Bis in das 8. Jh. entstanden so im fränkischen Raum zahlreiche Glasarbeiten. Sie wurden über die europäischen Handelswege bis nach England, Skandinavien, Polen und Böhmen verbreitet, wobei sich viele dieser Gläser als heidnische Grabbeigaben bis heute hervorragend erhalten haben. So gibt es eine ganze Reihe von Glas-Funden aus Gräbern der Wikinger-Zeit, wo Sturzbecher als Alternative zum Trinkhorn recht beliebt waren.

Nach dem 8. Jh. erfolgte jedoch eine Periode des Niedergangs in der Glaskunst, denn in jener Zeit war Hohlglas immer weniger gefragt, und so sind nur einige wenige Funde von Gläsern aus dem 12. und 13. Jahrhundert erhalten, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass durch die zunehmende Christianisierung der heidnische Grabritus und damit auch die Grabbeigaben aus dem Fundbild verschwanden.

Klöster waren die Kulturzentren der damaligen Zeit. Als im 8. und besonders im 9. Jh. im Zuge der von Rom ausgehenden Christianisierung auch in Frankreich Klöster gegründet wurden, traten viele Künstler und Kunsthandwerker in den Dienst der Kirche. Die Herstellung von Hohlglas war im Vergleich zu anderen Erzeugnissen des Kunsthandwerks hier allerdings weniger gefragt.

Das Wissen um die Glasherstellung erhielt sich dennoch in den handwerklichen Traditionen einiger Klöster und überdauerte hier die Jahrhunderte, bis das Bürgertum im Laufe de 13. Jh. durch rege Handelstätigkeit zu Reichtum gelangte, und Glas in bürgerlichen Haushalten wieder zunehmend geschätzt wurde .

Im 14. und 15. Jh. wurden in der Folge in der Tiefe der böhmischen Wälder mehrere Glashütten gegründet, denn hier stand Brennmaterial noch reichlich zur Verfügung und man hatte Wasser, Sand und Ton zur Genüge. Von April bis November wurde den ganzen Sommer über Glas gefertigt und im Winter das zur Gewinnung der Pottasche und dem Schmelzen des Glases benötigte Holz in den Wäldern geschlagen.

Diese "Waldglashütten" stellten jedoch nicht nur Hohlgläser, sondern zunehmend auch Fensterglas her, welches bald als "Butzenscheiben" weit verbreitet war. Typisch für das Waldglas war eine grünliche Farbe, die durch verschiedene Glasrohstoffe und speziell durch die Zugabe von Eisenoxyd erzielt wurde und Farbnuancen von hell- bis dunkelgrün, blaugrün und auch bräunlich ergab.

Während aus dem 14. Jh. nur sehr wenige Gläser erhalten geblieben sind, und man auf Bildern aus jener Zeit zurückgreifen muss, um sich einen Eindruck von deren Formen zu machen, so gibt es aus dem 15. Jh. bereits eine beeindruckende Anzahl solcher "Waldgläser" und der Formenreichtum kannte keine Grenzen.

Der ursprüngliche römisch-fränkische Stil vermischte sich mit östlichen Formen, die von den Kreuzfahrern und Händlern nach Europa gebracht worden waren. Das Dekor bestand häufig aus Glastropfen und Glasfäden, die um den Hohlkörper gewickelt wurden, wobei das Glas durch diese verdickenden Glasauflagen zugleich widerstandsfähiger und stabiler wurde.

Da es beim Heizen mit Holz zu Temperaturschwankungen kommt, und die Öfen jener Zeit die Glasmasse nicht vollständig zum Schmelzen bringen konnten, wies das Waldglas eine Vielzahl von Blasen und Einschlüssen auf, die besonders charakteristisch für dieses Glas waren und dessen ganz besonderen Reiz ausmachten.

Verfasst von Peer Carstens, Dippoldiswalde 2010

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